Blog: Hüterbub in Isikon

Blog: Hüterbub in Isikon

25.01.2024
Arbeiten in der Landwirtschaft

Bis 1800 besass Isikon, typisch wie in andern Ortschaften, eine damals an die Topographie angepasste Dreifelderwirtschaft. Im Zentrum lag das Dorf, umgeben von Gärten (Pünten für Flachs, Hanf, Gemüse (Kartoffeln ab 1760) und Obstbäumen.  Darum herum waren die drei Zelgen angeordnet. Im weiteren Umfeld waren dann Wiesen, Riedland und Wald. 60 % des Kulturlandes diente dem Ackerbau und nur 10 % war Wiesland. Das gemeinsam genutzte Weideland (Allmend) waren die Wiesen die Brache und der Wald.

Im dreijährigen Turnus pflanzte man in der ersten Zelg Wintergetreide (meist Dinkel), in der zweiten Sommergetreide (vor allem Hafer). Die dritte lag derweilen brach. Das Dorf und die angepflanzten Felder wurden mit Zäunen geschützt (Dorfgatter).

Kinder oder Knechte hüteten das Vieh beim Weidegang, so auch der kleine Jakobli Stutz.

«Die Reihe das Vieh zu hüten, kam nun endlich auch an mich. Die Weide war auf einer aussichtsreichen Anhöhe, nordöstlich kaum zehn Minuten vom Dorf entfernt. Hier ober genoss ich wohl die seligsten Stunden meines Lebens; jedoch mussten diese Rosen auch Dornen haben. Es tat weh, morgens so frühe schon das warme Bett verlassen zu müssen, barfuss in den kühlen Morgen hinaus und durch das von schwerem Tau triefende Gras und Gesträuch zu gehen. Wie es mich dann heftig an die Füsse fror. Ich schlotterte und seufzte und schaute nach den östlichen Bergen, ob die Sonne nicht bald kommen wolle, meine Füsse zu erwärmen. Oder wenn es regnete, ich auch unter den dichtesten Tannen kein trockenes Plätzchen mehr fand, oder wenn meine Kühe, vom Ungeziefer geplagt, nicht weiden wollten. Ich musste ihnen über Stock und Strauch nachjagen, bis meine Füsse bluteten. Wie ich dann hinsank und dem Vieh nachsehen musste, wie sie dem Dorf zurannten und ich sie nicht einzuholen vermochte. Dann durfte ich nicht heimgehen, weil ich Strafe zu gewärtigen hatte.

Aber der liebe Gott weiss jedem Menschen sein Leid zu versüssen, und so tat er auch mir. Meine Kühe weideten doch grösstenteils recht friedlich…. Und wenn ich in die schöne Ferne hinausschaute, der Pfäffiker- und Greifensee wie Silber glänzten ….»

Bei Jakobs älterem Bruder, welcher nach dem Tod der Eltern den Hof führte, lernte Stutz das mühsame Pflügen des Ackers kennen.

«Die Ochsen wurden eingespannt, ich musste die Peitsche zur Hand nehmen und musste mit Pflug und Egge hinausfahren auf eine Zelg. Es war ein herrlicher Frühlingsmorgen. Jeder Landmann freut sich des schönen Tages und seiner Arbeit, aber ich ging mit Unlust an die meinige und sie brachte mir grosse Qual. Es war als ob die Ochsen merkten, dass ich nicht gern bei ihnen sei. Sie zeigten sich unfreundlich und unwirsch wie mein Bruder, der hinter dem Pflug stand und mir mit rauhem Tone zurief, dass ich nun einmal anfahren solle. Ich begann mein Kommando mit schüchterner, weinerlicher Stimme. Der Bruder spottete: Da haben wir den Schryber und Maler, den Pfarrer und Schulmeister! Er kann alles was zum Faulpelz gehört, aber männen (Zugtiere führen am Pflug) kann er nicht, der dumm Löter!»

 

Die landwirtschaftliche Arbeit belastete die ganze Bauernfamilie von frühmorgens bis oft spät in die Nacht. So wurde bei der Getreideernte noch mit der Sichel geschnitten und täglich bis zu 18 Stunden gearbeitet.In der Erntezeit waren viele Hände gefragt.

«Indessen reifte das Korn; es zogen die Schnittermädchen aus unserem Dörflein nach Wangen, Greifensee, Uster oder Freudwil und so weiter in die Ernte; kehrten nach einigen Tagen fröhlich heim mit nussbraunen Armen, einen hübschen Maien im Latz und in der Hand die mit Stroh umwundene Sichel.»

« Die Schnitter wurden von uns bestellt, und ich wurde ins Gebirge nach Felmis (Gemeinde Bauma) geschickt, sie an dem bestimmten Tag abzuholen. War es sonst meine Freude nach jenen Bergen zu gehen, so war sie diesmal doppelt gross…. Die Schnitter und Schnitterinnen versammelten sich von verschiedenen Seiten her und waren so voll Freude, als ob`s zur Hochzeit ginge. Ich musste den Bauer vorstellen und den Zug eröffnen….. Schneiden war mir so eine angenehme Arbeit, und als die Schnitter so fröhlich scherzten und sangen und abends mit Jauchzen heimzogen, da hätte ich nur immer in der Ernte bleiben mögen.»

Als Waisenkind lebte Jakob Stutz später in der Mühle Balchensthal.

Abends wurde ich auch dem Knecht Heiri vorgestellt. Beim Schlafengehen fragte er mich, um welche Zeit ich daheim morgens vom Bette aufgestanden sei. Ich antwortete: «Um vier Uhr oder spätestes um sechs Uhr. Man ist sich gewohnt schon im Winter früh aus den Federn zu kommen, im Sommer dann noch viel früher.»

Quellen:

Jakob Stutz, Siebenmal sieben Jahre aus meinem Leben

Titelbild aus chronik-baeretswil.ch (Symbolbild von 1941)

Daniel Gasser, Februar 24