Hittnau weiht Alpenzeiger und Pumpspeicherwerk Isikon ein

Hittnau weiht Alpenzeiger und Pumpspeicherwerk Isikon ein

15.04.2023

Was haben der Alpenzeiger auf dem Jakob-Stutz-Weg und das Pumpspeicherwerk gemeinsam? Sie thronen oberhalb des Hittnauer Weilers Isikon an Hittnaus bester Aussichtslage. Am vergangenen Samstagmorgen, 15. April 2023, folgten über 30 Interessierte der Einladung des Vereins Jakob-Stutz-Weg und der Wasserversorgung der Gemeinde Hittnau zur schlichten Einweihungsfeier Alpenzeiger und des neuen Pumpspeicherwerks. Hansruedi Kocher, Präsident des noch jungen Vereins Jakob-Stutz-Weg, fasste zusammen, wie es zur Entstehung des Alpenzeigers auf dem Jakob-Stutz-Wanderweg, nur wenige Meter oberhalb des Geburtshauses des Zürcher Oberländer Volksdichters in Isikon kam. Vereinsmitglied Max Trachsler ist der Initiant des Alpenzeigers gewesen. In Zusammenarbeit mit dem Rotary Club Züricher Oberland habe er diesen realisiert, sagte Kocher. Hintergrund zum Alpenzeiger findet man in den Schriften von Jakob Stutz. Stutz habe sich nämlich immer wieder gefragt, wie wohl die Berge entstanden seien, die man vom Aussichtspunkt Isikon her wunderbar präsentiert bekommt und was sich dahinter verberge. Ob sich das Ende der Welt dahinter befinde oder seine geliebte Stadt Mailand oder gar die Hölle, sinnierte er in seinen Schriften. Beim Anblick in die Weite der Natur befiel ihn immer wieder die Sehnsucht nach dem Reisen. «Ach, hätte er doch nur Flügel und könnte wie die Zugvögel fliegen und reisen», wünschte er sich sehnlichst.

 

Verein hält das Stutz’sche Kulturgut am Leben
Hansruedi Kocher machte zum Auftakt der bevorstehenden Wandersaison auch gleich Werbung für den Jakob-Stutz-Wanderweg. «Man kann ab Mai 2023 auch Führungen buchen, je nach zeitlicher Verfügbarkeit auch mit situativen Theatersequenzen aus dem vielfältigen Leben von Jakob Stutz», erwähnte der Vereinspräsident.

   

 

Hittnaus Gemeindepräsident Carlo Hächler ging anlässlich der gleichzeitigen Einweihung des neuen Pumpspeicherwerkes Isikon mit dem Alpenzeiger auf die Geschichte des Wassers in Isikon ein. Die Isiker hätten schon immer eigenes Wasser gehabt und seien stolz auf ihre Wasserwerkkorporation gewesen, hielt er fest. Nach derIntegration ihrer eigenen Wasserwerkkorporation mit dem Wasserwerk Hittnau werden die Isiker auch künftig ihr eigenes Quellwasser geniessen dürfen, garantierte er ihnen. Dem Verein Jakob-Stuz-Weg dankte er für die Arbeit, die geleistet werde, um das auch für Hittnau bedeutungsvolle Kulturgut rund um den Dichter, Erzähler, Lehrer, Pädagogen, Theatermacher und Maler am Leben zu erhalten.

Während Hächler zum Schlusswort ausholte und sich im Hintergrund die Regenfront vor der Alpenkette mit Vrenelis Gärtli im Blickfeld auftürmte, schlich sich Jakob Stutz mit seiner kleinen Schwester Anna und seinem jüngeren Bruder Hansjakob vor die Zuschauer. Sie versuchten, beim Anblick auf Hittnau, den Pfäffikersee und Südwärts Richtung Alpen in Worte zu fassen, was sich in den letzten 150 Jahren seit ihrem Ableben ereignet hat. Die Zuhörer hielten einen Einblick, was die Lehrer von Geografie verstanden und lehrten, die so gar wenig mit der Realität übereinstimmte. So seien die Hittnauer Lehrer von damals nicht sicher gewesen, ob Basel am Schwarzen Meer läge oder doch wo anders. «Was die uns Falsches erzählten», kritisierte Jakob Stutz (alias Ueli Hofstetter) den Schulstoff von damals. Anna und Hansjakob Stutz (Ruth und Christoph Walder) gaben den Anwesenden kurzweilige Impressionen aus ihrem strengen Alltag als Bauerkinder aus ärmlichen Verhältnissen aus dem frühen 19. Jahrhundert. Die drei Schauspieler waren gehüllt in die Kleidung von damals. Bei dessen Anblick und der kühlen Witterung vom Samstagmorgen hätte wohl niemand die Zeit von damals herbeigewünscht.  

   

 

Isikon lag einst am Meer
Der Frage, die sich für Jakob Stutz schon immer stellte, wie die Alpen wohl entstanden seien, ging der Bäretswiler Geograf Beat Häfliger nach. Anhand von Illustrationen zeichnete er die letzten 200 Millionen Jahre nach. «Es darf angenommen werden, dass der Platz, wo heute das neue Reservoir und Pumpspeicherwerk und der Alpenzeiger vor 200 Millionen Meeranstoss hatte. Mit Zeichnungen und Bildern erklärte Häfliger, wie die Alpenfaltung von Süden, von Afrika her, angeschoben wurde. Gletscher und Flüsse hätten dann immer wieder Abtragungen vorgenommen und das Landschaftsbild bis in die heutige Zeit hinein geprägt, erklärte der Experte verständlich. «Das, was Sie jetzt vor sich sehen, ist das Resultat der letzten Eiszeit, die vor gut 10'000 Jahren zu Ende ging» zeigte Häfliger mit der Hand in die Landschaft weisend. Und fuhr fort: «Die Alpenfaltung ist noch keineswegs fertig, sie ist noch immer im Gang». Dieser Prozess sei hier zugegen sehr langsam und daher für uns nicht spürbar. Und die Flüsse würden auch heute noch ihren Teil zur Gesteinsabtragung und zu allmählichen weiteren Landschaftsveränderungen beitragen.

Wärmender Tee, Kaffee, frisches Isiker Quellwasser und verschiedene Zürcher Oberländer Käse sowie das bereits zur Tradition gewordene von der Bäckerei Voland eigens kreierte Jakob-Stutz-Brötchen gehörten zum begehrten Apéro-Buffet. Parallel dazu stand das neue Pumpspeicherwerk Isikon zur Besichtigung offen.

Bruno Pfenninger
Ressort Medien