Tafel 6
Pfarrhaus Wila
Die Zeit im Pfarrhaus Wila mit der reichhaltigen Bibliothek war der Anfang für die Lehrer-Laufbahn von Jakob Stutz. Der erwähnte Thomas Scherr war später erster Direktor am ersten Lehrerseminar in Küsnacht.
Stutz als Hilfslehrer
Mein Eintritt in die Anstalt der Blinden- und Taubstummenschule im Brunnenturm Zürich wurde auf den 18. März 1827 festgelegt und dieser kam mir zu bald. Die Scheidung vom Pfarrhaus ward mir, als ob ich von Eltern und Geschwister scheiden müsste. – Man begleitete mich noch im Gefährte bis Gfenn. Dann wanderte ich traurig meinen Weg in die Stadt …
Weil der wissenschaftliche Unterricht für die Blinden auf den Vormittag und der für meinen Handarbeitsunterricht auf den Nachmittag verlegt war, konnte ich bisweilen dem ersten auch beiwohnen. So wie Herr Thomas unterrichten konnte, habe ich es eben noch nie gehört. Es geschah mit einer Klarheit und Einfachheit, dass einem auch das Schwierigste leicht verständlich werden musste. Da wunderte es mich nicht mehr, als ich sah, wie blinde Kinder von zehn Jahren hundertmal mehr wussten als ich, fünfundzwanzigjähriger Mann. Nie habe ich Herr Scherr zornig oder heftig erlebt. Ein Blick oder ein Wort reichte zur Zurechtweisung völlig hin.
Um meinen Geschmack zu läutern empfahl er mir, die deutschen Klassiker zu lesen. Schillers Balladen gingen mir über alles. Das Lesen dieser Schriften bewirkte dann auch, dass mir meine Verse, welche ich schrieb, nur gar nicht mehr gefallen wollten.»
aus: Jakob Stutz, Siebenmal sieben Jahre aus meinem Leben, S. 403 ff., Frauenfeld 2011
Auf dem Weg wird an der Station 12 in Sternenberg das Thema Schule nochmals aufgenommen.